Pferde richtig impfen
Für die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Pferdes ist neben der pferdegerechten Haltung und Fütterung die Gesundheitsvorsorge ein wichtiger entscheidender Punkt.
Pferde leben kaum noch in gleichbleibenden Pferdebeständen, stattdessen verlassen sie den Stall für Ausritte, Training oder Turniere und begegnen dort anderen Pferden. Das Immunsystem wird durch Ausflüge oder Transporte gefordert und die Chance auf neue Krankheitserreger zu treffen, erhöht sich. Krankheitserreger können aber auch durch uns Menschen von einem Stall in den nächsten getragen werden. Die Impfung ist eine Option, um sein Pferd und somit auch andere Pferde vor Infektionskrankheiten zu bewahren.
Die wichtigsten Fakten rund ums impfen
Impfen - was heißt das?
Alle Säugetiere, somit auch Pferde, haben ein Immunsystem, welches den Körper vor eindringenden Krankheitserregern schützt. Das Immunsystem bildet Antikörper und Abwehrzellen und wendet diese als eine Art Abwehrstrategie gegen Krankheitserreger an. Auch kann das Immunsystem Gedächtniszellen bilden, so dass es die gleichen Erreger monate- bis jahrelang nach einer Infektion noch erkennen und bekämpfen kann. Durch die Impfung trainieren wir eben dieses System und schützen die Pferde so vor schwerwiegenden Krankheitsverläufen. Eine Impfung löst immer eine Immunreaktion aus, wodurch Antikörper gebildet werden, die das Immunsystem bei der Krankheitsabwehr unterstützen.
Im Impfstoff enthalten sind abgeschwächte oder inaktivierte Teile der Krankheitserreger, wodurch das Immunsystem des Pferdes auf kontrollierte Weise mit dem gewünschten Erreger konfrontiert wird.
Was gibt es beim Impfen zu beachten?
Direkt im Anschluss an die Impfung ist das Immunsystem also damit beschäftigt auf den Impfstoff zu reagieren und Antikörper gegen den Erreger zu bilden. Hierbei kann es zu lokalen Reizungen im Gebiet der Impfstelle kommen. Diese Reizung kann sich als leichte Schwellung und auch Schmerzhaftigkeit darstellen. Außerdem kann es zu einem Körpertemperaturanstieg bis 39,0°C kommen. Die genannten Symptome können ein bis zwei Tage anhalten und sollten sich danach wieder normalisieren. Durch die Beanspruchung des Immunsystems kann es in dieser Zeit auch zu allgemeinen Symptomen wie schnellerer Ermüdung und Abgeschlagenheit kommen. Daher sollte ein Pferd, immer abhängig vom Allgemeinzustand, nach der Impfung ein bis zwei Tage Pause bekommen.
Ist eine Impfreaktion bekannt, ist es ratsam den Tierarzt oder die Tierärztin vor der Impfung darüber zu informieren.
Wie wird geimpft?
Damit Impfungen einen wirksamen Schutz haben, wird immer eine Grundimmunisierung benötigt. Die Grundimmunisierung muss für die jeweilige Erkrankung durchgeführt werden. Hierfür werden Fohlen in der Regel im 6. Lebensmonat das erste Mal geimpft. Die zweite Impfung erfolgt dann 4 Wochen nach der ersten Impfung. Um die Grundimmunisierung zu vervollständigen, muss Influenza und Equines Herpes Virus 6 Monate nach der zweiten Impfung noch ein drittes Mal geimpft werden. Tetanus wird zur Vervollständigung der Grundimmunisierung 12 Monate nach der zweiten Impfung fällig.
Im Anschluss an die Grundimmunisierung muss zur Aufrechterhaltung des Impfschutzes Herpes alle 6 Monate und Influenza mindestens alle 12 Monate aufgefrischt werden.
Wird das Pferd auf Turnieren gemeldet, wird die Influenza- Auffrischung alle 6 Monate gefordert. Hierbei darf max. 21 Tage überzogen werden.
Welche Impfungen sind bei Pferden essentiell wichtig?
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) bezeichnet die Impfung gegen Influenza, Tetanus und Herpes als ein Muss für Pferde und empfehlt diese Impfungen für jedes Pferd. Für Turnierpferde ist die Impfung gegen Influenza gemäß Leistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO) Pflicht, die Impfung gegen Herpes war bis zum 15. April 2024 verpflichtend für Turnierpferde. Ob noch weitere Impfungen sinnvoll sind, gilt es, mit dem Tierarzt abzustimmen. Die West-Nil-Impfung beispielsweise wird in bestimmten Regionen Deutschlands empfohlen. Im Moment betrifft das in Deutschland vor allem die nord-östlichen Bundesländer. Das West-Nil-Virus wird über von Wildvögeln infizierten Stechmücken von einem Tier zum nächsten übertragen. Daher tritt das Virus gebietsweise auf. Das Virus breitet sich immer weiter in Deutschland aus und kann somit jedes Jahr in anderen Gebieten auftreten. Das eigentliche Ziel des Virus sind Vögel. Pferde und auch Menschen werden versehentlich infiziert, können aber schwerwiegende neurologische Symptome durch Schädigung des Gehirns bekommen. Die erste Injektion der Grundimmunisierung für West-Nil erfolgt ab dem 6. Lebensmonat. Die zweite Injektion muss 3-5 Wochen später erfolgen. Anschließend muss einmal jährlich aufgefrischt werden.
Influenza, Tetanus und Herpes im Überblick
Auch als Pferdegrippe bekannt, ist die Influenza eine Virus-Erkrankung des Atmungsapparates. Das Virus ist hoch ansteckend und vor allem für nicht oder nicht korrekt geimpfte Pferde sehr gefährlich. Die Symptome, welche mit der Viruserkrankung einhergehen sind starker Huste, Nasenausfluss und hohes Fieber. Meist haben erkrankte Pferde zudem geschwollene Lymphknoten. Ist die Erkrankung überstanden bleiben oft Folgeschäden in Form von chronischem Husten und Schäden an Lunge zurück. Unbehandelt kann die Influenzaerkrankung zu Lungen- oder Herzmuskelerkrankung führen. Eine Impfung gegen das Virus schützt nicht gänzlich vor der Erkrankung, allerdings mildert eine Impfung die Symptome deutlich ab. Der Erregerdruck im Stall wird gesenkt wodurch ein Ausbrechen der jeweiligen Erkrankung unwahrscheinlicher wird.
Für Pferde, die am Turniersport teilnehmen sollen, gilt eine Influenza-Impfpflicht. Nach erfolgter Grundimmunisierung müssen diese Pferde alle sechs Monate eine Impfung erhalten. Wird das Pferd nicht auf Turnieren gemeldet, reicht eine Auffrischimpfung nach 12 Monaten aus. Die erste Impfung sollte bei Fohlen im Alter von 6 Monaten durchgeführt werden.
Wenn eine Stute geimpft ist und das Fohlen in den ersten Lebensstunden ausreichend Muttermilch aufgenommen hat, ist das Fohlen bis zur ersten Impfung über die Antikörper der Mutter geschützt. Für Stuten gibt es separate Impfschemen.
Für Turnierpferde gilt zudem:
Ist der Abstand zwischen zwei Impfungen gegen Influenzaviren größer als 6 Monate plus 21 Tage, muss vor einem Turnierstart neu grundimmunisiert werden. Ist die Impfung der letzten drei Jahre immer korrekt erfolgt, also im Abstand von 6 Monaten +21 Tage, ist der Turnierstart möglich.
Ist eine Grundimmunisierung erforderlich, darf erst nach 14 Tagen nach der 2. Impfung der Grundimmunisierung am Turnier teilgenommen werden. Der Turnierstart nach der 3. Impfung der Grundimmunisierung oder der Auffrischimpfung ist bereits nach 7 Tagen möglich.
Auch unter dem Begriff Wundstarrkrampf bekannt, wird Tetanus durch ein Bakterium verursacht. Gelangt der Erreger über Wunden oder Hautverletzungen in den Körper, befällt er das Nervensystem. Ist ein Pferd an Tetanus erkrankt, gehören starke Muskelkrämpfe, Apathie sowie Steifheit im Gangbild zu den häufigsten Symptomen. Eine Infektion mit Tetanus endet sehr häufig tödlich und kann bei jeder noch so kleinen Verletzung entstehen, da sich der ursächliche Erreger überall in unserer Umwelt aufhält. Die Impfung schützt sehr zuverlässig vor einer Infektion mit dieser tödlich verlaufenden Krankheit und sollt demnach eine Selbstverständlichkeit für jedes Pferd sein, egal ob Turnierpferd, Freizeitpferd oder Rentner. Nach erfolgreicher Grundimmunisierung ist eine Auffrischimpfung nach zwei bis drei Jahren erforderlich.
Herpesviren kommen auf der ganzen Welt vor. Die Herpesviren können bei Pferden unterschiedlichste Krankheitsbilder hervorrufen. Relevant für die Herpesimpfung ist das Equine-Herpesvirus-1 (EHV1) das Equine-Herpesvirus-4 (EHV4). Bei tragenden Stuten sorgt dieses unter anderem zu Fehlgeburten und Geburten lebensschwacher Fohlen. Verantwortlich ist das Virus auch für fiebrige Atemwegserkrankungen bei jungen Pferde. Hat das Krankheitsbild eine neurologische Verlaufsform, haben die Pferde Bewegungsstörungen und Lähmungen vor allem an den Hintergliedmaßen, welche sich nach vorne fortschreiten. Probleme beim Harn- oder Kotabsatz sind ebenso typische Symptome bei einer Herpeserkrankung. Ist ein Pferd mit dem Virus infiziert, bleibt dieses lebenslänglich latent infiziert da sich die Viren in die Nervenzellen zurückzieht und somit nicht vollständig bekämpft werden können. Somit ist das Pferd Virusträger, obgleich die Krankheit bei diesem Pferd noch nicht ausgebrochen ist oder gar überstanden wurde. Ca. 80% aller Pferde haben den Herpesvirus in sich. In gewissen Situationen oder Lebenslagen, in welchen das Pferd Stress ausgesetzt ist, kann es zu einer Reaktivierung der Viren im Organismus kommen. Ist das Herpesvirus aktiviert, erfolgt eine explosive Vermehrung dieser und das Pferd stellt in der Folge eine Infektionsquelle für andere Pferde dar.
Die Impfung gegen Herpes kann die Infektion und den eventuellen Ausbruch der Viren nicht verhindern, jedoch die Symptome abmildern oder günstig beeinflussen. Vollständig geimpfte Pferde scheiden deutlich weniger Viren aus, als ungeimpfte. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den gesamten Bestand zu impfen um somit die Ausscheidung im Gesamtbestand zu verringern. Die Wahrscheinlichkeit einer akuten Erkrankung verringert sich mit abnehmender Anzahl an Herpesviren im Pferdebestand.